Wie funktioniert Führung von unten nach oben?

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Antwort von Dr. Fiona Waltraud Berle .
Life-Coach, Owner Grünwald, Kreis München

"Führung" von "unten" nach oben - das funktioniert gewissermaßen, wenn man an Schwarmintelligenz glaubt. Und die gibt es nicht. Im Schwarm herrscht Kakophonie: Mal schreit der, mal jener. Die Mehrheit - der MainSTREAM - glaubt dann mal das, mal jenes. Und das kann sich wirklich im Sekundentakt ändern. Die Führer im Schwarm, die die Impulse setzen, so dass sich plötzlich machtvoll die Richtung dreht, die stehen am Rand. So erkannte die Schwarmforschung. Mehr lesen gerne hier.

Diese Führer können qua Intelligenz und/oder qua Geld (woher sie es auch immer haben) ziemlich viel bewirken. Zum Beispiel können sie den Eindruck erwecken, von unten zu kommen. Sie können Revolutionen anzetteln. Hinterher setzt sich dann das OBEN wieder gegen das UNTEN durch. Es ist wirklich komplex, das Leben. Und es ist alles eine Machtfrage. Oder?

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Antwort von Astrid Kuhlmey .
Coachin, Mediatorin Berlin

Tatsächlich kann man mit guten Ideen und einer angemessenen Kommunikation die Erwartungen der Führungskraft (an-)erkennen und durchaus auch "beeinflussen (s. Schnupperworkshop und Workshop systemisches Fragen https://sicher-durch-veraenderung.de/ueber-uns/news/handlungsfaehig-unerwarteten-situationen). Und natürlich ist die Frage, wielasse ich mich führen und wie führe ich, im professionellen Kontext eine wichtige Selbsterkenntnis, die u.a. in unserern Workshop gewonnen werden kann. Stellt sich die Frage: Führung von unten nach oben, wozu?

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Antwort von Dr. Klaus Schirmer .
Head Coach Villach

Irgendwie scheint diese Frage auf den ersten Blick etwas Revolutionäres in sich zu tragen: es riecht so nach einer Art "Machtumkehr" oder Ähnlichem. Und in der Tat ist es speziell für unsere Generation "Baby-Boomer" ein seltsames Gefühl, dass es je so etwas geben sollte. Schließlich waren wir Baby-Boomer ständig in einer Konkurrenz-Situation, in der wir mehr oder weniger so ziemlich jeden Führungsstil akzeptiert haben, solange es unsere Jobchancen nicht gefährdet hat!

Heute dürfte dies nicht mehr funktionieren. Allenthalben macht sich Ratlosigkeit breit, wie denn diese ominöse Generation "Z" anzufassen sei, denn was soll denn das ganze Gefasel von "Work-Life-Balance"? Und warum will um Himmels willen kaum mehr jemand 40 Stunden die Woche arbeiten? Und wieso können die sich so schwer auf ihre Aufgabe konzentrieren? Und verdammt nochmal, leg Dein Handy gefälligst weg hier bei der Arbeit!!!

Ich persönlich glaube nicht, dass die Führung tatsächlich von unten nach oben umdrehen lässt. Das liegt in den Komplexitäten der Aufgaben, und ja, auch die Führungsaufgabe ist deutlich komplexer geworden: sich ändernde Märkte, Technologien, Gesetze, Spielregeln, Kaufgewohnheiten usw. sorgen dafür, dass auch Führungskräfte alle Hände voll zu tun haben, um up to date zu bleiben, methodisch, fachlich wie auch strategisch.

Ich glaube aber auch nicht, dass sie von oben nach unten wirklich noch funktioniert. Dazu sind auch die Detailaufgaben bereits zu komplex geworden und würden so manche Führungskraft heillos überfordern: Welcher Primar beherrscht die mikroinvasive Operationsmethode in Perfektion, wenn er eine ganz andere erlernt hat und heute für die strategische Ausrichtung, die Mittelbeschaffung und die Mitarbeiterauswahl zuständig ist? Der Anspruch, dass ein Chef automatisch auch der Beste seines Faches ist, kann in Zeiten hochkomplexer Tätigkeiten gar nicht mehr realisiert werden.

Und so bin ich persönlich der Überzeugung, dass der Führungsprozess heute eine gegenseitige Interaktion darstellt, wo beide Seiten einander gegenseitig "erziehen" bzw. "führen". Es bedarf der wechselseitigen Anerkennung, des gegenseitigen Verständnisses und einer rgundlegenden Ahnung von der Aufgabe des jeweils anderen, um beide Prozesse (die Führung und die operative Ebene) aufeinander abzustimmen, um letztlich das gemeinsame Ziel zu erreichen: erfolgreich auf dem Abnehmermarkt zu agieren, erfolgreich auf dem Bewerbermarkt aufzutreten und erfolgreich in den Zahlen abzuschließen.

Mit anderen Worten: wer noch immer an die vermeintliche Vorbildfunktion der Vorgesetzten auf operativer Ebene glaubt, der wird keine Zeit zum Führen haben, weil er vollauf damit beschäftigt ist, seinen Könnensvorsprung zu verteidigen. Damit kann er per definitionem keine gute Führungskraft sein. Wer hingegen seine Vorbildfunktion auf der strategischen und auf der menschlichen (man könnte auch sagen: moralischen) Ebene ausübt, der entzieht sich dem operativen Konkurrenzkampf und "erzieht" seine Mannschaft zu einem besseren team-spirit. Und wer das tut, ist in der Regel auch offen für Korrekturen und Korrektive aus der Mannschaft ("Chef, das sollten Sie nicht tun, dann ist der XY auf ewig beleidigt") und wird auch von dieser Seite "erzogen". Davon profitieren eigentlich beide Seiten.

Eines ist klar: sobald es nur um Macht und Status geht, versagt dieser Denkansatz, denn er ist der Qualität, der Verbesserung und dem gemeinsamen Ziel verpflichtet. Wenn aber Status- und Positionskämpfe nicht (mehr) wichtig sind, dann ist die gegenseitige Führung ein unglaublich inspirierender, lebenswerter und auch erfolgreicher Ansatz für den gemeinsamen Erfolg!

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