Resilienz im resp. von Unternehmen: Welche Konzepte gibt es?

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Antwort von Erich R. Unkrig .
Inhaber ILOS® Institut für lernfähige Organisationen und Systeme Krefeld

Organisationale Resilienz ist ein Konzept zur Bewältigung der Herausforderungen in Organisationen, sei es in den Phasen der Unternehmensentwicklung oder gegenüber den Herausforderungen der VUCA-Welt. Die organisationale Resilienz ist zwar noch wenig erforscht und beschrieben, jedoch sind vor allem folgende Quellen für die vertiefende Auseinandersetzung mit dem Konzept der organisationalen Resilienz hilfreich: „The resilient enterprise“ (Sheffi 2007, 2015), „Organizational Resilience. Concepts and Evaluation Method” (Benoît 2010), „Managing the Unexpected” (Sutcliffe/Weick 2012), „Mastering Turbulence” (McCann/Selsky 2012).

Grundsätzlich können Konzepte wie folgt gegliedert werden:

1. Resilienz durch Standardisierung

Wie andere auf (mehr) Qualität abzielende Prozesse führt auch der Wunsch, Resilienz zu fördern, zu Vorschlägen für standardisierte Vorgehens-weisen, den sogenannten SOP (= Standard Operating Procedures). Diese werden als unverzichtbare Voraussetzung des Qualitätsmanagements (= ISO Standard 9001) gesehen. Die derzeit präsentesten Beispiele sind der „British Standard BS 65000:2014 Guidance on organizational resilience“ sowie die „ISO/IEC 22316:2017 Security and resilience - Organizational resilience“. Letztere wird vor allem im deutschsprachigen Bereich als „Master“ organisationaler Resilienz von Trainern und Beratern herangezogen.

2. Resilienz durch integrierte (Management-)Systeme

Solche Konzepte organisationaler Resilienz fokussieren auf die Lieferkette als einen der zentralen Aspekte für Resilienz im organisationalen Kontext. Die wichtigsten Elemente, die die Belastbarkeit der Lieferkette beeinflussen, sind Flexibilität, Agilität, Geschwindigkeit, Sichtbarkeit und Redundanz (Cranfield University 2003).

3. Resilienz durch Reduzierung von Verwundbarkeit

Das Konzept thematisiert Resilienz mit dem Fokus auf die Verringerung der Anfälligkeit für Störungen im Supply-Chain-Management in industriellen Produktionsprozessen (Sheffi 2007). Dabei wird der traditionelle Ansatz der Verwundbarkeit (= vulnerability) in Abhängigkeit von Wahrscheinlichkeit und Folgen verwendet. Anzumerken ist, dass Vulnerabilität vielfach als das Gegenteil von Resilienz gesehen wird, beispielsweise in der Ökonomie als Erweiterung herkömmlicher Armutsansätze oder in der Psychologie als besonders leichte Verwundbarkeit auf der emotionalen Ebene. Insoweit erstaunt die Präferenz vieler deutschsprachiger Protagonisten von Resilienz für dieses Konzept (was allerdings am Titel des Buchs „The Resilient Enterprise“ von Sheffi 2007 liegen mag).

4. Resilienz durch Agilität

Die Ergänzung des Resilienzbegriffs durch Agilität (McCann/Selsky 2012) bringt zusätzliche Optionen ins Konzept organisationaler Resilienz. In dieser Kombination meint organisationale Resilienz Stabilität und Beständigkeit, die Fähigkeit, Dinge oder Themen abzufedern sowie sich, wenn notwendig, neu zu definieren und Sinn zu stiften.

5. Resilienz durch hohe organisationale Zuverlässigkeit

Die sogenannten HRO (= high reliability organizations – Sutcliffe/Weick 2012), also Organisationen, die unter hohen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards agieren, bieten einen weiteren konzeptionellen Ansatz. Solche Organisationen können ohne die Minimierung oder Eliminierung von Risiken und unplanbaren Konsequenzen langfristig nicht überleben. Insoweit verstehen diese Organisationen Resilienz als Option und Weg zu Stabilität und Wachstum. Das damit einhergehende Portfolio an Aktivitäten besteht aus solchen, die Aspekte bisheriger Erfahrungen zu neuen Antworten kombinieren, also die kreativen Potenziale nutzen.

6. Resilienz durch ECHO

Nahezu alle Berater und Trainer im deutschsprachigen Raum beziehen sich bei Thema „Resilienz im Unternehmen“ wie angesprochen auf die ISO oder das Konzept von Sheffi oder bemühen sich, die bekannten Faktoren personaler Resilienz auf Organisationen anzuwenden. Derzeit ist als eigenständiges und in Unternehmen erprobtes Konzept das hier angesprochene kommuniziert – Details finden sich unter http://www.echo-konzept.de/

 

Ich hoffe, mit dieser Skizze zu den R-Konzepten in Unternehmen weitergeholfen zu haben.

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Antwort von Thomas Drach .
Geschäftsführer Thomas Drach Bermatingen

Hierzu empfehle ich, sich im Bereich der Studien und der allgemein zugänglichen Literatur umzuschauen. Aktuell erscheint sehr viel zu diesem Thema. Auch kann man sich bei anderen Unternehmen umschauen, um vorallem die Konzepte zu finden, die bereits erfolgreich umgesetzt werden.

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