Gibt es einen optimalen Zeitpunkt für eine Unternehmensübergabe und wie könnte dieser Zeitpunkt bestimmt werden?

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Antworten:

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Antwort von Wolf Kempert .
Geschäftsführender Gesellschafter AUUF Akademie für Unternehmensnachfolge und Unternehmensführung Berlin

Der optimale Zeitpunkt zur Vorbereitung der Übergabe ist immer jetzt.

Notfall: Als Unternehmer müssen Sie sich auf den Notfall (Krankheit, Unfall, Tod) vorbereiten. Sie find Vorlagen für die Notfallplanung bei jeder IHK.

Für die eigentliche Übergabe innerhalb der Familie sollten Sie Ihre Kinder vorbereiten, spätestens in dem Alter, in dem sie ihre Interessen entwickeln, also ab dem 16. Lebensjahr. 10 Jahre vor einer beabsichtigten Übergabe sollten Sie mit Ihren Aktiviäten beginnen.

Bei einem Verkauf sollten Sie spätestens fünf Jahre vor  Ihrem Ausscheiden mit der Vorbereitung beginnen. D.h. das Unternehmen auf einen Verkauf vorbereiten. Starten Sie am besten sieben bis 8 Jahre vor der Übergabe mit einem strategischem Relaunch - nicht nur die "Braut aufhübschen".

Rufen Sie mich gerne an.

W.K.

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Antwort von Stefan Weigert .
Business Transformation Manager, Interimsmanager, - geschäftsführer, selbständiger Berater Dipl.-Kfm. Stefan Weigert, MBA-IMC, Kempten

Einen optimalten Zeitpunkt gibt es eigentlich nicht. Erste Gedanken zum Thema "Unternehmensübergabe" sollten durch den Unternehmensübergeber im Alter zwischen 45 und 50 Jahren und entsprechend seiner familiären Situation gemacht werden.

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Antwort von Karl H. Jaquemot .
Inhaber Betriebsberatung Jaquemot Aachen

Da muss man zunächst zurückfragen, wer fragt: Optimal für wen? Den Abgebenden oder den Übernahmewilligen?

Optimal für den Abgebenden ist der Zeitpunkt, in dem er aus (persönlichen, familiären, wirtschaftlichen oder ... ) was auch immer für Gründen die Verantwortung, die zeitliche Belastung, die psychische Belastung, die wirtschaftliche Belastung, die ... was auch immer mit einem Maximum an Gesundheit und Wohlstand loswerden kann.

Optimal für einen Übernahmewilligen ist der Zeitpunkt dann, wenn ein Unternehmen mit guter Ertragslage und bei guter Fortführungsprognose und ausreichend Phantasie für die Anpassung an den permanenten künftigen Wandel zu einem angemessenen Preis zu erstehen ist.

Wenn ich das etwas profaner als BWL'er beantworten soll bedeutet das zuvor gesagte: Der Abgebende möge dafür sorgen, dass sein Unternehmen einen entsprechenden Wert darstellt. Dazu sind Prozesse und Abläufe so zu organisieren und zu dokumentieren, dass sie auch unabhängig vom Inhaber und ohne sein Zutun zuverlässig funktionieren, so dass ein Nachfolger ein "funktionierendes Konstrukt" vorfindet, das sein Geld (fast) "von alleine" verdient. Je besser das gelingt, desto höher wird bei einer Unternehmensbewertung der erschaffene Wert für den Übernehmenden ausfallen.

Denn der Übernahmewillige wird vielleicht noch Fachwissen mitbringen, über die vorhandenen Kundenkontakte, Kooperationspartner, Empfehlungsgeber etc. etc. verfügt er aber nicht. Auch die Struktur des Unternehmens, die Leistungsfähigkeit des vorhandenen Personals, die Organisation des Personals in den definierten Prozessen und Abläufen usw. sind ihm unbekannt. Hier muss eine notwendige Vorarbeit vom Abgebenden erbracht werden, um all dies transparent präsentieren zu können und den Wert seines Unternehmens erfolgreich zu vermarkten. Umgekehrt erhält der Übernehmende so tatsächlich einen Wert, über dessen weitere Entwicklung und künftige Erfolge er sich ein möglichst klares Bild verschaffen möchte.

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Antwort von Ingo Claus .
Partner K.E.R.N - Die Nachfolgespezialisten - Bramsche

Studien zeigen, dass Deutschlands Familienunternehmen vor einer Welle der Unternehmensnachfolge stehen. Der DIHK spricht davon, dass sich Unternehmer bereits mit unter 50 Jahren die Nachfolgefrage stellen müssen. Dies halte ich für zu früh. Wir empfehlen, dass sich Unternehmer im Alter zwischen 50 und 60 Jahren intensiv mit ihrer Nachfolgeplanung auseinandersetzen.

Die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts ist immer individuell. Denn bei der Beantwortung dieser Frage steht die persönliche Lebensplanung des Übergebers im Vordergrund: Wie viele Jahre möchte ein Unternehmer sein Leben nach einem erfolgreichen Generationswechsel genießen? Was sind die persönlichen Ziele des Unternehmers für die Zeit danach? Aufbauend auf diese persönliche Lebensplanung lassen sich danach die vier wichtige Fragen der Unternehmensnachfolge beantworten:

  • Die 3Ws: Was soll Wan an Wen übergeben werden?
  • Gibt es einen familieninternen Nachfolger?
  • Soll bzw. kann ein Fremdgeschäftsführer das Unternehmen führen?
  • Ist eventuell ein Unternehmensverkauf ratsam?

Grundsätzlich benötigt ein Generationswechsel seine Zeit. Es gilt trotzdem darauf zu achten, dass sich der  Prozess nicht zur „never-ending-story“ entwickelt.

 

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Antwort von Dr. Rainer Buchner .
Wirtschaftspsychologe Institut für Wirtschaftspsychologie Salzburg

Ja, es gibt einen besten Zeitpunkt:

Wenn der Vater zwischen 50-60 Jahre alt ist, und der Sohn über 25 Jahre. Denn da ist die Beziehung meist am besten und die Bereitschaft beider in die nötige Entwicklungszeit zu investieren am höchsten. Ist der Vater über 60 und der Sohn über 40, dann wird eine geordnete Übergabe mit haltbaren Vereinbarungen am kompliziertesten.
Dazu kommen jedoch Einflussvariablen, die den idealen Zeitpunkt modifizieren, z.B. das Land: Das Durchschnittsalter bei Übergaben ist in D 66 J., in GB 51 J., in B 52 J.

Der immer bessere Zustand der "jungen Alten" erschwert heutzutage eine rechtzeitige Übergabe: Wer mit 66 Jahren nicht übergibt, schätzt sich jedes Jahr immer jünger und zieht die Übergabe immer weiter hinaus.
Zudem spielt der Unternehmenserfolg eine Rolle. Wenn die Erfolgskurve bei einem etwa 55jährigen Inhaber 2-3 Jahre nicht mehr steigt, sollte umgehend die Übergabe eingeleitet werden.

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Antwort von Manfred Sieg .
Unternehmer MANFRED SIEG Schwerte

Jeder Zeitpunkt im Leben eines Menschen hat eine Bedeutung. Der richtige Zeitpunkt ist der, in dem sich die geistigen, psychischen, emotionalen und körperlichen Kräfte für eine Angelegenheit in einer optimalen Konstellation zueinander stehen. Das kann bei jedem Menschen anders sein.

In Lebensphase 8 (45 - 51 Jahre) hat der Mensch im Allgemeinen seine höchste Durchsetzungskraft und ist meistens bereit noch etwas anderes tun.

In Lebensphase 9 (51 – 58) gelangt man vielleicht zur Erkenntnis, dass die eigene Strategie zu wenig Erfolg bringt oder man selbst nach höherem oder anderem strebt, so dass "alte" Kompetenzen abgegeben werden sollen.

Die Lebensphase 1O (58 - 64) eröffnet neue Aufbruchsmöglichkeiten, zeigt großes Vertrauen, die eigene Selbstentfaltung erfährt einen Schub.

In Lebensphase 11 (64 – 71) geht es um die Sicherung der eigenen Wertmaßstäbe.

Daraus ergibt sich als Faustformel, dass die Unternehmensnachfolge in Lebensphase 9 vorbereitet und in L10 vollzogen werden sollte.

Ein wichtiger Aspekt ist jedoch noch, ob die Nachfolge innerhalb der Familie erfolgen soll oder das Unternehmen extern verkauft wird. Bei der Nachfolge in der Familie ist die Relation von Junior und Senior ein wichtiger Punkt. Je jünger der Übernehmer ist, desto unfertiger, desto mehr Bereitschaft hat er Grundsätzliches zu ändern.

Das Problem ist: Der Übergeber traut den Kindern nicht dieselbe Machthaltung zu. Schließlich haben sie meistens nicht erfahren, unter welchen Opfern das Unternehmen aufgebaut wurde. Der übergebende Senior will seine Lebensleistung erhalten sehen. Er gibt gewöhnlich nur in dem Maße ab, als er sich hier sicher ist. Die Frage hinsichtlich der Übergabe lautet:  Wer setzt wen zunehmend mehr unter Druck?

Grundsätzlich sollte meines Erachtens bereits bei der Unternehmensgründung oder Übernahme der Geschäftsführung darüber nachgedacht werden, in welchem Zustand (Ertragskraft) sich das Unternehmen zum Zeitpunkt der Übergabe befinden soll. Dann bleibt genügend Zeit, darauf hin zu arbeiten.

Es gibt noch viel mehr über die individuelle Lebensdynamik und den Kairos (den optimalen Zeitpunkt) zu sagen. Weitere Informationen finden Sie in meinem Büchlein „Lebensplan – Erkenne deinen KAIROS“ und auf meiner Website.

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