Welche Rolle spielen digitale Sprachassistenten für Online Shops?

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Antwort von Christoph Scheufeld .
Geschäftsführender Gesellschafter designverign GmbH Düsseldorf

Die Nutzung von digitalen Sprachassistenten für Onlineshops ist in Europa noch nicht sehr stark verbreitet. Die Technik selbst ist vorhanden. Hier ist es eher der Habitus der Käufer, die den Einzug des sog. Voice-Commerce in Europa (noch) hemmt. Online-Shopper kaufen in der Regel nach festen Mustern ein. Der Erfolg von Voice-Commerce Anwendungen wird sich drastisch ändern, wenn mithilfe der digitalen Sprachassistenten, sich dem Käufer ein so großer Mehrwert bietet, dass er sein erlerntes Benutzerverhalten - Point & Touch von Onlineshop-Interfaces - ändert.

Ab wann werden User einen Sprachassistenten bevorzugen?

  1. Wenn Sie mit den Händen etwas anderes machen!
    z. B. ein Auto lenken oder am Herd stehen und kochen.
  2. Wenn das Fragen schneller geht als das Tippen. Und das Hören der Ergebnisse schneller als das Lesen.
  3. Wenn der Sprachassistent große Teile der Bestellung autonom übernimmt, wie
    z. B. die Reservierung eines Hotelzimmers, das Mieten eines Autos oder den Kauf von Kinokarten. 

Ein erster technisch wie nutzungsorientierte Applikation kommt - wie kann es anders sein - von Google. Der Sprachassistent heißt Google Duplex.

Wie funktioniert Google Duplex?
Das System ist Bestandteil des Google Assistant in Android. Im dritten Quartal 2019 waren rund 89,5 Prozent aller weltweit verkauften Smartphones mit dem Betriebssystem Android ausgestattet. Google Duplex hat Zugriff auf die Daten des Users: Name, Adresse, seine E-Mail, seinen Kalender, sein E-Mail-Programm und evtl. auf seinen Google Pay Account. Mit dieser Identität führt Google Duplex Aufgaben auf Geheiß des Users autonom durch: z. B. die Reservierung eines Tisches in einem Restaurant.

"Google, buche einen Tisch in einem Restaurant in der Altstadt von Düsseldorf am Dienstag ab 19:00 Uhr."

Die Verständigung zwischen dem User und Google Duplex und Google Duplex und dem Restaurantmitarbeiter geschieht über eine Sprach-KI, die bereits heute kaum noch von einer natürlichen Person zu unterscheiden ist. 

Was müssen Anbieter (hier: z. B.  der Restaurantbetreiber) technisch unternehmen, um bei der Auswahl durch Google Duplex berücksichtigt zu werden? Der Aufwand hält sich in Grenzen. Google hat für Google Duplex einen eigenen Crawler entwickelt. Dieser sammelt - wie alle Crawler - die im Sourcecode des Webseite des Restaurants hinterlegten Metadaten und liest die Bezeichnung und Sortierung der Formularfelder der Webseite aus. Eine kleine Herausforderung für den Crawler ist das Auslesen von Verfügbarkeiten. Dies lässt sich aber mit der direkten Anbindung an die Datenbank, wie das z. B. auch bei Google Shopping der Fall ist, recht einfach lösen. Der Crawler sammelt diese Informationen und indexiert sie in der Cloud. Die über Google Duplex gestellte Anfrage findet den indexierten Eintrag und startet den autonomen Dialog mit dem Anbieter und meldet die abgeschlossene Bestellung an den User.

Schauen Sie sich hierzu bitte das Video an: https://www.youtube.com/watch?v=eHvyKWS5QzE

Und? Was meinen Sie? Werden Sprachassistenten (vgl. Voice-Commerce, Conversional Commerce) die Benutzeroberflächen (Point & Touch) von Onlineshops überflüssig machen?

Fazit: Im Bereich der Bestellung von Unterhaltungselektronik, Eintrittskarten, Reservierungen und Lebensmitteln auf jeden Fall. Bei komplexeren Produkten wie z. B. Fashion, Möbel, Werkzeuge oder GFK (Glas, Porzellan, Küche) bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Sprach-KI´s hier aufschlauen lassen und die Anbieter ihre Daten für Sprachassistenten aufbereiten werden.

Laut einer Studie von Google in Verbindung mit der Unternehmensberatung Deloitte werden bis 2030 50% des Onlineumsatz über Sprachassistenten abgewickelt. 

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