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Empathie ist eine der grundlegenden Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben und Zusammenarbeiten sowie eine notwendige Voraussetzung für nachhaltige Konfliktlösung.
Empathie bedeutet übrigens nicht, immer nachzugeben oder alles auszusprechen, was man als Eindruck gewinnt. Die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen sollte Hand in Hand gehen mit der Empathie für sich selber.
In Kürze: Kein sonderliches Ausmaß! "Standard" reicht!
Über Empathie und "soziale Intelligenz" wird im beruflichen (insbesondere Führung-)Kontext immer wieder gerne philosophiert. Dabei geht es zumeist mehr um ein Wertebild, als um tiefes Verständnis gemeinsamen Arbeitens und der Führungsaufgabe.
Zweifellos sollte man sich mit der Facette "gemeinsam" (d.h., mit dem menschlichen Miteinander) nicht unwohl fühlen - oder es sogar ignorieren. Allerdings kann es eine wirkliche persönliche Belastung darstellen, wenn Entscheidungen, Initiativen und Konflikte stets zu einer tiefen emotionalen Beteiligung führen. Viele sehr empathische Menschen halten dies nicht auf Dauer aus. Sie benötigen wirksame persönliche Strategien, mit ihren kraftzehrenden inneren Prozessen umgehen zu lernen.
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Empathie im Berufsleben einer Führungskraft: Der integrale Führungsstil
Der renommierte Kommunikationspsychologe Professor Friedemann Schulz von Thun empfiehlt, einen integralen, ganzheitlich orientierten (hier: nicht weltanschaulich zu verstehenden) Führungsstil zu entwickeln. Dieser basiert auf dem Persönlichkeitsmodell von Fritz Riemann, der vier Grundstrebungen des Menschen beschreibt: Dauer und Wechsel, Nähe und Distanz. Der Psychologe Christoph Thomann hat dieses Modell für die Analyse der Alltags-kommunikation fruchtbar gemacht.
Die vier Entwicklungsrichtungen einer Führungskraft
Professor F. v. Thun leitet daraus vier, sich widerstrebende Herausforderungen an eine Führungskraft ab. Diese können auch als denkbare Entwicklungsrichtungen, als Appell, die jeweilige seelische Komfortzone (Lieblingsecke) zu verlassen, verstanden werden. Die „vier Himmelsrichtungen der Seele“, als Kompass für vier mögliche Entwicklungsrichtungen einer Führungskraft, sind diese:
• Nähe-Pol: Hier beinhaltet Führung auch: Kontakt, Begegnung auf Augenhöhe, Wertschätzung, Menschlichkeit, gegenseitige Anerkennung, Empathie, dienende Funktion.
• Distanz-Pol: Führung beinhaltet auch: Abgrenzung, Rollenklarheit, professionelle Distanz (also keine Distanzlosigkeit, Kumpelhaftigkeit), Kritik / Konfrontation, Frustrationszumutung. Es geht im professionellen, menschlichen Führungsverhalten immer um eine sinnvolle Balance zwischen einer gesunden Nähe und einer gesunden Distanz.
• Dauer-Pol: Führung beinhaltet auch: Strukturgebung, Organisation und Planung, klare Regeln und Absprachen, Zielorientierung und folgerichtiges Prozedere.
• Wechsel-Pol: Führung beinhaltet auch: Prozessbewusstheit, Lebendigkeit, Innovation, Entwicklung, Flexibilität, Improvisation, Kreativität, Humor/atmosphärische Leichtigkeit.
Die integrale Führungskraft lernt mit der Zeit, diese Pole auszubalancieren. So wie eine Gitarre gestimmt wird und einen authentischen Klang von sich gibt, entwickelt die Führungskraft Stimmigkeit und Authentizität. Sie hat an Klarheit und Ausgewogenheit gewonnen und kann diese nun auch nach außen klar und stimmig kommunizieren. Sie weiß, was Sie will und andere wissen, „wo sie mit ihr dran sind“. Führungspersonen können mit Unterstützung eines Coaches anhand dieses Modells Ihren eigenen Führungsstil reflektieren und weiterentwickeln.
Mehr zum Thema Empathie auch in meinem BrainGuide-Artikel In den Mokassins eines anderen gehen: http://www.brainguide.de/In-den-Mokassins-eines-anderen-gehen
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Empathie für meine Mitmenschen braucht es im privaten Leben ebenso wie im Beruf. Verständnis, Mitgefühl, Empathie sind die Schmierstoffe für gute Zusammenarbeit.
Empathie bedeutet jedoch nicht, dass ich mich nicht mehr abgrenzen, klare Worte sprechen oder "Stop" sagen darf. Bereits "Liebe Deine Nächsten, wie Dich selbst." Der Nachsatz wird (besonders von Frauen oder in helfenden Berufen) oft vernachlässigt. Allerdings ist Verständnis für sich selbst und Klarheit über das eigene Handeln die beste Vorraussetzung dafür, auch anderen mit Empathie oder Mitgefühl begegnen zu können. Auf dieser Grundlage lassen sich auch Konflikte besser lösen.
Die Frage ist nicht wieviel Empathie es im Berufsleben braucht, schließlich ist das auch ein energetischer Prozess, der nicht grenzenlos erfolgen kann, sondern wann Empathie Sinn macht. Voraussetzung sollte sein, dass ein Gegenüber damit umgehen kann und dass es irgendwelchen gemeinsamen Ziele gibt.
Empathie ist sowohl im Umgang mit sich selbst ( Selbstempathie) als auch mit anderen Menschen hilfreich. Die Frage ist nicht wieviel Empathie der Mensch benötigt, sondern eher, wie Menschen empathischer werden können: Da sich Empathie bereits in frühsten Jahren entwickelt und stark abhängig ist von der Bindung und Beziehung zur Mutter, erscheint es schwierig diese Lernlektionen im späteren Leben nachzuholen. Betrachtet man den Anteil von Narzissten und Psychopathen in den Führungsetagen, scheint Empathie ein Thema zu sein, dass dort nicht als wichtig angesehen wird. Zu den Mitarbeitern eine Bindung aufzubauen, die den Mitarbeiter in der Firma hält, weil er sich verstanden, gesehen und gewertschätzt fühlt, ist eine Kunst, die nicht viele Führungskräfte beherrschen, da häufig rein funktionale Beziehungen aufgebaut werden. Die menschlichen Komponenten, wie Empathie und Verständnis, Wertschätzung und Achtsamkeit bleiben häufig auf der Strecke und führen zu einem Klima, in dem sich Mitarbeiter nicht wohl fühlen. Hier besteht noch sehr viel Entwicklungspotential in den Unternehmen.
Grundsätzlich sollte man (auch hier) nicht sofort einen Unterschied zwischen Leben und Berufsleben machen. Empathie ist ein Potential, das JEDEM "gesunden" Menschen gegeben ist, das allerdings in unserer Gesellschaft wenig gefürdert wird.
Wenn Sie von "brauchen" sprechen:
Empathie braucht es insbesondere in Funktionen, die beziehungsorientiert sind - das heißt dann auch grundsätzlich in Führungspositionen und z.B. in den kooperativen Prozessen eines Teams.
Wer z.B. in einer fachspezifischen "Allein-Funktion" (wie manche IT-Spezialisten) arbeitet, wird mit "weniger Empathie" auskommen können.
Die wesentliche Frage ist m.E., wieviel Empathie möchte ich leben! Wenn das für mich ein Thema ist und wenn ich aufgrund von Feedbackprozessen Hinweise habe, dass ich als zu wenig empathisch wahrgenommen werde, sollte ich anfangen, daran zu arbeiten.
Eine sehr gute Frage! Ich würde ihnen gern eine Gegenfrage stellen: wenn sie wüssten, dass Empathie SEHR wichtig ist und richtig erfolgreiche Manager hochgradig empathisch sind bzw. sein müssen, was würde das mit ihnen machen? Möchten sie Empathie lernen, wenn es wichtig für die Karriere ist und ansonsten eher nicht?
Also Coach und Berater halte ich Empathie für hochgradig wichtig, im Berufs- aber auch Privatleben. So wichtig, dass ich es als Königsdisziplin der sozialen Kompetenzen bezeichnen würde. Und angeblich kann man Empathie ja auch lernen bzw. trainieren, sagte mir einmal ein Empathietrainer.
Viel Erfolg dabei!
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