Wie wirkt sich die Digitalisierung auf das Controlling aus?

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Unternehmensberater PMC Bremen

Die Digitalisierung hat zum einen auf die zeitliche Erstellung von Berichten, Analysen, Forecasts, usw. erhebliche positive Auswirkungen. Die Möglichkeit, prompte Fragestellungen passgenau zu beantworten, führt bei Eindeutigkeit der Quellen zu erheblichen Vorteilen.

Weiterhin wird die Kommunikation örtlich und vom Verständnis her stark verbessert. Der Gesamterfolg hängt aber von der Transparenz der Controlling-Prozesse und ihrer Akzeptanz ab, so dass in diesem Bereich Controlling zum Gegenstand des Change Management wird. 

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Gutachter Westsächsische Hochschule Zwickau (FH) Zwickau

Die zu planenden und zu steuernden Prozesse werden komplexer und schneller.
Die Datenerfassung und-verarbeitung wird selbst zum Gegenstand der Digitalisierung.
Gleichwohl wird die Digitalisierung nicht die personalisierte Entscheidungsvorbereitung obsolet werden lassen.

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Geschäftsführer | Senior Berater syscon Unternehmensberatungsges. mbH Erlangen

Unserer Erfahrung wirkt sich die Digitalisierung im Wesentlichen auf vier Aspekte aus:

(1) Die zu verarbeitenden Daten bzw. Datenquellen werden breiter und tiefer (z.B. Sensordaten, erweitere Maschineninformationen), d.h. die Herausforderung einer Transformation von Big Data in Smart Data rückt insbesondere im Controlling in den Mittelpunkt, weil dessen Analyseaufgaben steigen;

(b) Die Betrachtungszeiträume und die Reagibilität werden kleiner; d.h. müssen immer mehr ad hoc Informationen verarbeitet werden, um quasi in Echtzeit Steuerungsinformationen aufzubereiten und auch sinnvoll in Beziehung zu setzen, die aber eine viel geringere Halbwertszeit haben und sich von den "klassischen" Analyseinformationen des Business Intelligence Bereichs unterscheiden (Stichwort Operational Analytics).

(c) Für diese zeitlich "begrenzteren" Iformationen müssen neue Kennzahlen und Bandbreiten definiert werden die viel stärker auf die individuelle Prozesskette im Unternehmen ausgerichtet sind und möglichst "passend" in den Gesamtkontext des betrieblichen mehrperiodischen Berichtswesens eingebaut werden müssen. 

(d) die Datenqualität wird immer stärker zum Schlüsselfaktor, was auch entsprechende Regelwerke (Organisationsentwicklung) und Zielvorgaben (Inventives) im Unternehmen nach sich zieht.

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Bereichsleitung Unternehmenssteuerung und Finanzen Bremen

Kieninger et al. (2015) formulieren zehn Thesen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Unternehmenssteuerung.

Den Thesen liegt eine bislang nicht bekannte Qualität von Daten (Umfang, Granularität) und deren Integration (vollständige Wertschöpfungskette) sowie Verarbeitungsfähigkeit (Hochverfügbarkeit, Automatisierung) zugrunde. Das betrifft allgemein verfügbare Marktdaten sowie kundenindividuelle Stamm- und Verhaltensdaten. Trotz datenschutzrechtlicher und persönlicher Bedenken dürfte diese These wohl zu bestätigen sein. 

Zusammenfassend gehen diese Thesen von einer stärkeren Zukunftsorientierung der Steuerung und einer Datenorientierung aus. Handlungsempfehlungen ergeben sich daraus in Bezug auf das Datenmanagement (Pflege der Assetklasse “Daten”), Verschiebung von Aufgaben hin zur Datenanalytik und Modellvalidierung und ein agiles Führungsverständnis. 

In der Transformation der Unternehmenssteuerung sind dabei m. E. zwei Aspekte näher zu beleuchten, die neue EU Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGV) und die Datenethik.

Die EU-DSGV dient dem Schutz der personenbezogenen Daten als ein Grundrecht natürlicher Personen (Art. 8 Abs. 1 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union). In den Erwägungsgründen erkennen die Urheber an, dass das “Ausmaß der Erhebung und des Austausches personenbezogener Daten eindrucksvoll zugenommen” hat und dass natürliche Personen Informationen öffentlich zugänglich machen. Dies ist nicht zuletzt in den Sozialen Netzwerken zu erkennen, denen die Verarbeitung der persönlichen Daten durch den Kunden erlaubt wird. Im Gegenzug erhält der Kunde bequem Dienstleistungen, die individuell auf sein Profil zugeschnitten sind.

Darüber hinaus wird darauf verwiesen, dass das Recht auf den Schutz personenbezogener Daten nicht uneingeschränkt gilt und unter Verhältnismäßigkeitsaspekten gegen andere gesellschaftliche Ziele abgewogen werden muss. Hierzu zählen unter anderem das Grundrecht auf unternehmerische Freiheit und das reibungslose Funktionieren des Binnenmarktes. In dieser Lesart erscheinen sich neue Potenziale in der Datenverarbeitung zu ergeben. 

Die Erschließung dieser Potenziale sollten Unternehmen jedoch sorgsam angehen. Hier spielt die Datenethik eine Rolle. Die Fokussierung auf statistische Zusammenhänge und automatisierte, effiziente Prozesse können zu ethisch fragwürdigen Entscheidungen führen, so zum Beispiel die gezielte Werbeansprache von Zielgruppen mit volksverhetzenden Einstellungen (vgl. Handelsblatt vom 27.10.2017, S. 52). Die Art und Tiefe der Datenverarbeitung sind vor diesem Hintergrund im Internen Kontrollsystem ausreichend zu verankern.

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