Sind Frauen grundsätzlich sozial kompetenter als Männer?

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Antwort von Ellen Hermens .
Inhaberin Das Königsmacher-Institut Gernlinden bei München

Nicht zwangsläufig, oft werden Frauen mehr in die Richtung erzogen, dass sie auf die Bedürfnisse anderer achten und von ihnen wird oft auch erwartet und gefordert, dass sie sich in andere einfühlen. Es ist somit eher eine Art des Trainings.

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Antwort von Claudia Nuber .
Inhaberin CN CONSULT® Bernau
Soziale Kompetenz ist individuell – von Mensch zu Mensch – unterschiedlich ausgeprägt bzw. entwickelt. Insofern kann ich diese Frage pauschal nicht beantworten.

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Antwort von Ulrike Gmachl-Fischer .
Inhaber KUBE !! Wien

Hier wäre ein einfaches JA oder NEIN die falsche Antwort. Ich möchte diese Frage jedoch mit der Betrachtung aus 3 verschiedenen Aspekten beantworten. Der Betrachtung der unterschiedlichen Aggressivität, der Kommunikation und dem Umgang mit Freudschaften.

 

Geschlechter und Aggressivität

In der bisherigen Forschung bezüglich der Beziehung zwischen Geschlecht und Aggressivität weisen die überwiegenden Befunde darauf hin, dass Männer aggressiver sind als Frauen (Krahé, 2001) und dass dies ein stabiler Befund über verschiedene Kulturen zu sein scheint (Archer & McDaniel, 1995). Dennoch nehmen kulturelle Normen wie geschlechtsspezifische Eigenschaften einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf die Aggressionsbereitschaft: Femininität hemmt eher Aggression, während Maskulinität diese eher verstärkt. Männer wenden eher direkte Formen (z.B. physisch), Frauen eher indirekte Formen der Aggression (z.B. relational) an. Auch interkulturelle Studien zeigen ein sehr heterogenes Bild und es bleibt unklar, inwiefern kulturelle Normorientierungen wie Kollektivismus und Individualismus Einfluss auf das Aggressionsniveau nehmen (Ramirez & Richardson, 2001).

Geschlechter und Kommunikation

Für Frauen hat Kommunikation in erster Linie das Ziel Symmetrie zu erzeugen, denn sie möchten auf einer Metaebene vermitteln: "Wir sind gleich, wir sind uns nahe". Der Austausch von Intimitäten ist für sie aus diesem Grunde wichtig, wobei die dadurch entstehende Abhängigkeit von den Kommunikationspartnern positiv erlebt wird. Intimität ist die Grundlage für die sozialen Bindungen der Frau. Kommunikationszweck der Männer hingegen ist es, mit einem Gesprächspartner den Status auszuhandeln und festzulegen, d.h. sein Kommunikationsverhalten geht zunächst von Asymmetrie aus: "Wer übernimmt die Führung im Gespräch? Wer besitzt mehr Ressourcen und Informationen? Wer hat die dominierende Position inne?" Die Metamitteilung des Mannes ist also: "Wie ist unser Verhältnis? Wer hat den höheren Status?"

Aus diesem Grunde entziehen sich Männer gerne Kommunikationssituationen, in denen von vornherein feststeht, dass sie unterlegen sein werden, etwa Gespräche mit einem Vorgesetzten oder einem Fachmann. Für Männer ist es also wichtig, seine Unabhängigkeit zum Ausdruck zu bringen und deshalb die dominierende Rolle zu haben.

Männer formulieren ihre Wünsche unbewusst oft als Forderungen, wodurch sich Frauen häufig verletzt fühlen, da sich ihnen das Gefühl aufdrängt, dass der Mann sie unterdrücken will. Ähnlich ist es mit dem Austausch von Gefühlen zwischen Frauen und Männern. Frauen werden von Kindheit an daran gewöhnt und geübt, Gefühle mit den ihnen vertrauten Personen auszutauschen, wodurch ihre Beziehungen gefestigt werden, sodass immer wieder die Gleichheit, die Symmetrie betont wird, indem die eine von ihren Problemen berichtet und die andere, indem sie von ähnlichen Erfahrungen mit ähnlichen Gefühlen spricht, ihr das Gefühl gibt, verstanden zu werden.

Für Männer erhält der Austausch von Gefühlen keinen solchen Wert, da ihnen nur selten die richtigen Vokabeln zum Ausdruck ihrer Gefühle beigebracht werden. Das führt dazu, dass Probleme lediglich als Herausforderung angesehen werden, die es zu meistern gilt. Sie erzählen einander Probleme, um eine Lösung dafür zu finden. Diese Herausforderung ist um so größer, da der, der eine Lösung für das Problem eines anderen anbieten kann, dadurch seinen Status gegenüber dem anderen erhöht, da er eine wichtige Information besitzt, die der andere nicht hat. Kann keine Lösung gefunden werden, werden die Probleme des anderen beschwichtigt und als "halb so wild" abgetan. Für Männer zählt also hauptsächlich die Vermittlung von Information, sie haben kein direktes Interesse am Ausdruck von Mitgefühl.

Daher fällt es Frauen und Männern schwer, miteinander über Probleme zu reden, da sie dabei unterschiedliche Ziele haben. Ein Mann fühlt sich oft verletzt, wenn eine Frau, nachdem er ihr von seinem Problem berichtet hat, von ähnlichen Problemen erzählt. Er hört darin die Metamitteilung: "Dein Problem ist doch gar nicht so schlimm. Sieh mal, ich habe dieselben Probleme und werde auch damit fertig, also stell dich nicht so an". Er denkt auf der "Statusebene", während die Frau auf ihrer "Gleichheitsebene" denkt. Ebenso fühlt sich eine Frau vor den Kopf gestoßen, wenn sie einem Mann von ihren Problemen erzählt und er dafür sofort eine Lösung parat hat. Während sie gerne von ihm hören wollte, dass er sie versteht und vielleicht ähnliche Sorgen hat, gab er ihr eine Antwort, die Asymmetrie hervorrief. Seine Metamitteilung ist: "Siehst du, wie einfach ich dein Problem lösen kann? Das ist doch gar kein echtes Problem!" Er übernimmt aus Sicht der Frau wieder eine dominante Rolle und gibt ihr das Gefühl, belehrt zu werden. Probleme werden daher eher in gleichgeschlechtlichen Kreisen besprochen, da es auf Grund der lebenslangen Sozialisation beinahe unmöglich ist, sich von diesen verfestigten Denk- und Sprachmustern zu lösen.

 

Geschlechter und Freundschaften

Eine Studie von Faltin & Fatke (1997, S. 182) untersuchte die Qualitäten von Freundschaften im Geschlechtervergleich. Danach stellen beide Geschlechter hohe Ansprüche an die Intimität der Freundschaftsbeziehung , mit dem Unterschied, dass Intimität bei Männern eher an Grenzen stößt. Männer würden die Intimität mit höheren Gefahren und Kosten verbunden sehen. Als Folge von Intimität nannten die Interviewten Schalheit und Überdruss. Eine Rolle spielt auch die Befürchtung, dass eine Preisgabe intimer Informationen zu ihrem Schaden verwendet werden könnte. "Freundschaft scheint für einige Männer ein Ort zu sein, der analog zur Geschäftswelt und zu einer Welt des Kampfes strukturiert ist." In Frauenfreundschaften stellten sie hingegen eine größere Intimität fest. "Frauen stellen im Vergleich zu Männern höhere Ansprüche an Bindung, Intimität, Selbstenthüllung und emotionale Unterstützung in ihren Freundschaftsbeziehungen." Die Selbstenthüllung stellt für Männer vermutlich eine größere Schwierigkeit dar als für Frauen. Da diese ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Intimität und Vertrauen ist, wird deutlich, warum Männerfreundschaften nicht so intim sein können wie Frauenfreundschaften. Ein Dresdener Psychologieprofessor konstatierte: "Wenn meine Frau vom Tennis-Training nach Hause kommt, erfahre ich alles aus den Familien der Mitspielerinnen. Wenn ich zurückkomme, weiß ich oft nicht einmal, ob die anderen Männer verheiratet sind" (Stern 2001/4, S. 46).

 

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